Berichterstattung im Soester Anzeiger / Werl vom 15.04.2025.
Text und Bild: Gerald Bus. Vielen Dank für die Berichterstattung und die Genehmigung zur Wiedergabe auf dieser Website.
Landesmittel gestrichen: Integrationsprojekt sitzt auf dem Trockenen
In den zuletzt trockenen Tagen dürsteten alle Pflanzen nach Wasser. Aber der „Garten der Kulturen“ in Werl, ein mehrfach ausgezeichnetes Integrationsprojekt, sitzt auch aus ganz anderen Gründen auf dem Trockenen. Das Land hat den Geldhahn der finanziellen Unterstützung abgedreht. Nun bedarf es dringend des sprichwörtliches „warmen“ Regens, damit dem Projekt nicht das Aus blüht.
Franz Fischer, maßgeblicher Motor des „Gartens der Kulturen“, machte die prekäre pekuniäre Lage im Integrationsrat deutlich. Den Löwenanteil der Unterstützung habe der „Garten der Kulturen“ aus dem Topf „Komm an“ bezogen, ein Programm des Landes Nordrhein-Westfalen „zur Förderung der Integration und Teilhabe von Geflüchteten und Neuzugewanderten in den Kommunen“. Dabei stehe, so das Land, „die Stärkung und Begleitung des ehrenamtlichen Engagements in der Flüchtlingshilfe im Fokus“. Das Werler Projekt habe im Vorjahr über 14000 Euro daraus erhalten und die Unterstützung auch für 2025 beantragt. „Aber dann haben wir erfahren, dass die Mittel zu100 Prozent gestrichen sind – wir stehen ohne Landesförderung da“, sagte Fischer.
Geld reicht nur bis Juli
Aber man brauche Geld, sei es für Miete oder Strom. Mindestens 8.000 Euro benötige die Initiative. „Wenn wir die haben, ist alles satt und sauber geregelt“. Aktuell wird versucht, den Wegfall durch Spenden aufzufangen. „Wir haben auch ein paar bekommen – aber das reicht nicht.“ Es gebe also eine Finanzierungslücke; nur bis Juli komme der „Garten der Kulturen“ mit dem Geld aus.
Im Integrationsrat sorgte das für Bestürzung. Dass das Projekt überhaupt in dem Gremium besprochen wurde, hing mit einem Antrag der Mitglieder der Werler Integrationsrunde (WIR) zusammen, „die herausragende Arbeit des ‚Garten der Kulturen‘ in unserer Stadt zu würdigen“; man bitte um Prüfung zur finanziellen Unterstützung dieser Initiative. Denn seit Gründung 2017 habe sich der Garten als ehrenamtlich getragene Integrationsinitiative etabliert und sei bereits zweimal mit dem Integrationspreis „Zuhause im Kreis Soest“ ausgezeichnet worden. Die Angebote „fördern das interkulturelle Miteinander und bieten Menschen unterschiedlicher Herkunft einen Ort der Begegnung und des Austauschs“, hatte es im WIR-Antrag geheißen. Veranstaltungen wie das Herbstfest oder der „Deutschsprechgarten“ würden maßgeblich zur Integration und zum kulturellen Verständnis in Werl beitragen. Nun aber sei angesichts der finanziellen Herausforderungen, insbesondere durch „mögliche Kürzungen“ der Landesmittel, „die Fortführung dieser wertvollen Arbeit gefährdet“.
Grüner für die „Gießkanne“
WIR beantragte daher, 2.000 Euro für das Haushaltsjahr 2026 zur Unterstützung des „Gartens der Kulturen“ einzustellen, um Betriebskosten zu decken und die Fortsetzung der Arbeit sicherzustellen. Nedim Yigit, Vizevorsitzender des Integrationsrats, sah dabei auch die Stadt in der Pflicht. Und auch die Vorsitzende Selin Günaydin (CDU) sieht in dem Projekt eine „sehr wichtige Angelegenheit“. Thomas Schulte (Grüne) hätte hingegen gerne sofort zur Gießkanne gegriffen: Warum WIR nur 2.000 Euro beantragt habe und nicht 10.000? „Wir streiten uns im Haushalt manchmal um Kleckerbeträge“, sagte der Politiker. Es gehe doch immer darum, wo Geld eingesetzt werden. 2.000 Euro, das sei doch angesichts eines Werler 15-Millionen-Euro-Haushalts „nicht viel“.
Fachbereichsleiterin Iris Bogdahn gab allerdings zu bedenken, dass der „Garten der Kulturen“ nicht die einzige Initiative sei, die Integrationsarbeit in Werl leiste. Auch die Caritas mache das, Sportvereine ebenso. 2024 sei entschieden worden, dem Projekt mit dem Garten zwischen Hammer Straße und Brandisstraße (neben der Tankstelle Rubart) 1500 Euro aus dem städtischen Haushalt zukommen zu lassen. Jetzt kämen mit dem WIR-Antrag 2000 hinzu. „Mehr ist immer besser“, sagte Bogdahn, da gebe es keine Grenze nach oben. Aber es sei eben auch Augenmaß nötig, „damit es funktioniert“.
Thomas Schulte stellte Hilfe in Aussicht: „Vielleicht sind wir bereit, die Lücke insgesamt zu decken.“ Natürlich sei man nicht bei „Wünsch dir was“. Er zeigte sich aber auch erstaunt, dass die Mitglieder der Werler Integrationsrunde mit 2.000 Euro nur einen kleinen Zuschuss beantragt hatten. Yigit erläuterte: „Bei 15.000 Euro hätten wir doch sofort ein ‚Nein‘ bekommen.“ Er sei allerdings auch davon ausgegangen, dass die Landesförderung noch fließe.
Antrag zunächst zurückgezogen
Yigit zog – wie von Bogdahn vorgeschlagen – den Antrag zur Unterstützung zunächst zurück, damit die nötigen Zahlen aufbereitet werden können. Nun soll der Antrag abgeändert und dann neu beraten werden. Schulte sorgte sich, dass die Finanzlücke in der Zwischenzeit ja noch größer werde. Der Grüne lobte die „tolle Arbeit“ im Garten der Kulturen; aber dass es schnell Neid gebe und die Gleichbehandlungsgeschichte“ auch eine Rolle spiele, wisse er. Nötig sei eine Entscheidungsgrundlage. Sonst sei man „im luftleeren Raum, das stört mich. Wir brauchen Zahlen auf dem Tisch“. In dem Zusammenhang verwies Günaydin darauf, dass der weitere Zuschuss erst 2026 fließen könne, da der WIR-Antrag ja aufs Folgejahr ausgerichtet sei.
Franz Fischer gab an, den genauen Finanzbedarf spontan nicht benennen zu können. Schließlich leiste die Stadt schon jetzt Unterstützung für die Initiative, sei es durch das Grundstück, die Müllabfuhr oder die Container an der ehemaligen Overbergschule. Insgesamt hat das Integrationsprojekt drei Standorte: den Garten selbst, ein Büro in der Engelhardtstraße und jene Container an der Wickeder Straße. Selin Günaydin zeigte sich zufrieden, dass sich ein Weg abzeichne: „Das Zeichen ist gesetzt.“